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Anlässe und Verfahren der Schulentwicklung
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Anlässe zur Schulentwicklung




Die Welt ist zerissen!
Lehrerinnen und Lehrer sollen Wunderheiler sein!

"Professionalität des Lehrerhandelns liegt dann vor, wenn die Lehrerin komplexe schulpädagogische Situationen elegant, zeitsparend und unter Nutzung ihrers Expertenwissens löst und an der bewussten Weiterentwicklung ihrer Lehrerpersönlichkeit arbeitet. Dabei orientiert sie sich am Berufsethos der Lehrerschaft. Sie kooperiert mit ihren Kolleginnen in einer Berufssprache und ist bereit, ihr Handeln methodisch kontrolliert zu überprüfen und zu rechtfertigen."
(Hilbert Meyer, 1977, S44)

 

Der Leidensdruck steigt !

  • Herkömmlicher Frontalunterricht erfordert immer mehr Disziplinierung, die Geräuschkullisse steigt stetig an und die Schüler können überhaupt nicht mehr richtig zuhören. Und das nervt!
  • Die Klassen werden größer und nicht kleiner und die Anzahl der Schüler und Schülerinnen anderer Nationen steigt.
  • Es gibt immer mehr verhaltensgestörte Kinder mit gravierenden Defiziten im Lern- und Arbeitsverhalten. Und die Eltern sind nicht mehr ansprechbar.
  • Schüler erschießen Lehrpersonen, radikale Gewalt ist allgegenwärtig, ... die Welt ist aus den Fugen geraten und die Lehrer sollen dies doch bitte heilen!

Lehrerinnen und Lehrer erfahren ihre Semiprofessionalität

  • Lehrpersonen fühlen sich für ihr erzieherisches Handeln und für die Moderation des Lernen nicht ausgebildet. Sie erfahren hier ihre Semiprofessionalität oder "Hausbackenheit".
  • Lehrpersonen der Sekundarstufen verstehen sich von ihrer Ausbildung her als Germanisten, Linguisten Biologen, Mathematiker, Physiker, Musiker, Künstler, ... also als Vermittler von Fachwissen und nicht als Experten für fachliche und soziale Lernprozesse.
  • Lehrpersonen fühlen sich als Einzelkämpfer und nicht als Team. Sie sollen zwar u.a. Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit "lehren", stellen aber bei sich selbst Defizite fest.
     
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Verfahren der Schulentwicklung

 



Das Eine greift in das Andere.
Alles hängt mit Allem zusammen.

Jeder Schritt ist ein notwendiger Schritt. Und alle Schritte müssen immer wieder hin und zurück gegangen werden.


 

Arbeitsschritte der Schulentwicklung

Am Anfang eines Schulentwicklungsprozesses steht eine systematische Analyse der bisherigen Arbeit und der Anlässe zur Schulentwicklung. Vor allem sollten aber die erfolgreichen Arbeiten betrachtet werden. Denn dies gibt Sicherheit, auch angesichts der vielfältigen Probleme, die den Anlass zur Schulentwicklung gegeben haben. Zudem wird dabei deutlich, dass es bei der Weiterentwicklung der Schule nicht darum geht, alles Gewohnte abzuschaffen, sondern aufzugreifen, auf seine Tragfähigkeit für die Zukunft zu befragen und entsprechend weiterzuentwickeln.

Auf die anlytische Arbeit folgt die Diskussion von übergreifenden Leitvorstellungen und Neuansätzen für die gesamte pädagogische Arbeit (fachliches und soziales Lernen) an der Schule und eine Verständigung darüber sowie eine Festlegung in Form von Leitideen oder Richtzielen (Leitbild der Schule).

Diesem Schritt folgt eine Bestimmung von Arbeitsschwerpunkten in den fachlichen und überfachlichen Bereichen sowie ein schulinternes Lernen der Lehrpersonen; u.a.: neue Ideen für die fachdidaktische und die erzieherische Arbeit sowie die Organisation von SCHILF. (Schulprogramm)

Sodann werden konkrete Arbeitsvorhaben geplant: es wird festgelegt, wer sie verantwortlich betreut und wann und wie sie realisiert werden. (Schulprogramm)

Schließlich wird vereinbart, wie die Ergebnisse der konkreten Arbeitsvorhaben evaluiert und die Qualität der pädagogischen Leistungen überprüft werden soll. (Schulprogramm)

Bei allen Schritten ist es wichtig, dass man sich alle Aspekte vor Augen zu führt, auch wenn sie nicht alle in einer ersten Realisierungsstufe aufgegriffen werden können.

     



Die nebenstehende Übersicht betrifft sowohl Verfahren wie Inhalte, ist aber unvollständig und soll lediglich einen anregenden Charakter haben. Die Schulen selber müssen entscheiden, was sie für wichtig halten, was sie aufgreifen und was sie zunächst zurückstellen wollen.




Vasarely: Heckla-Violet

Eine Metapher für viele Aspekte unter einem Gesichtspunkt.





 

 

 

Aspekte, die bei der Schulentwicklung von Bedeutung sind

Anbindung

  • an die staatlichen Rahmenvorgaben und die lokalen Bildungssituationen sowie
  • an die pädagogische Philosophie, das Leitbild der Schule.

Erarbeitung

  • Verfahren (u.a. Arbeitsgruppen, Beschlussgremien, Zeitplan, Verantwortlichkeiten ...)
  • Beteiligungen (Lehrerschaft, Schülerschaft und Elternschaft sowie weitere Gruppen)

Strukturelle Weiterentwicklung der Schule, z. B.

  • Ausbau von Jahrgangsstufen und Bildungsgängen
  • ganztägige Betreuung
  • besondere Maßnahmen zur Förderung spezifischer Schülergruppen
  • dauerhafte Kooperation mit anderen Schulen und Lernorten

Unterricht

außerunterrichtliche Aktivitäten und Schulleben, z. B.:

  • Arbeitsgemeinschaften, freie Schüleraktivitäten, offene Angebote
  • Feste und Feiern, Schulzeitung

Besondere Arbeitsschwerpunkte, Innovationsvorhaben und Evaluation, Schulmanagement und Öffentlichkeitsarbeit

Kooperation mit Partnern

Mittelbewirtschaftung, zusätzliche Mittelbeschaffung, Gebäude und Ausstattung, Elternarbeit und Elternbeteiligung sowie Schüleraktivitäten, Schülervertretung und Schülerbeteiligung sind weitere Stichworte.

Siehe hierzu insbesondere: "Orientierung suchen-Ziele setzen-Schule gestalten", Hg.: PI Bozen, S127-131 und "Zukunft der Bildung - Schule der Zukunft", Hg.: Bildungskommission NRW, Luchterhand, 1995, S151-215

 

© Pädagogisches Institut der deutschen Sprachgruppe - Bozen - 2002