In
der Alltagserfahrung vieler Menschen ist die Pluralisierung der Lebensformen
zu einem deutlichen Kennzeichen der Gegenwart geworden.
Unterschiedliche Lebens- auffassungen, Lebensent- scheidungen, Lebensstile
bestehen nebeneinander mit dem Anspruch darauf, als gleichwertig anerkannt
zu werden.
Verbunden ist diese Pluralisierung mit einer Veränderung in den Werthaltungen
bzw. in der Art und Weise, wie weiterhin gültig bleibende Werte angestrebt
und gesichert werden. Auch religiöse oder kirchlich vermittelte Werte
sind in diese Veränderungs- prozesse mit hineingenommen; dies äußert sich
in einer abnehmenden gesellschaftlichen Aufmerksamkeit für sie bzw. in
einer deutlichen Verschiebung hinsichtlich ihrer alltagsprägenden Kraft.
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Pluralisierung der Lebensformen und Umgang mit Fremden

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Wertvorstellungen
im Wandel |
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Daneben
treten verstärkt neue Vorstellungen, Wertmuster, Lebensbilder in Erscheinung
und behaupten ihre Gültigkeit. Das Nebeneinander unterschiedlicher Wertvorstellungen
und -entscheidungen ist oft verbunden mit Wertrelativierung und Wertunsicherheit. |
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Individualisierung
und soziale Beweglichkeit |
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Für
den Einzelnen kann diese Entwicklung eine Zunahme an Möglichkeiten der eigenständigen
Gestaltung seines Lebens bedeuten. Individualisierung wird demnach fast
von allen zunehmend als Lebenskonzept begriffen. Das Leben in einer offenen,
dynamischen und pluralen Gesellschaft ist allerdings auch durch eine Abnahme
von Sicherheit bietenden Ordnungssystemen gekennzeichnet. Die Einbettung
und Verankerung des Einzelnen in soziale Ordnungsgefüge nimmt ab, die soziale
Mobilität - gleichsam eine neue soziale Beweglichkeit - nimmt demgegenüber
zu. |
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Neuorientierung
schulischen Lernens |
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Vor
dem Hintergrund dieser auch in Südtirol deutlich beobachtbaren Veränderungsprozesse
wird eine wichtige Aufgabe des Bildungswesens und der Schule darin liegen,
Kinder und Jugendliche dazu zu befähigen, die vielfältigen, auch widersprüchlichen
Entwicklungen in allen Lebensbereichen wahrzunehmen und anzunehmen und auch
andere Lebensauffassungen, Lebensentscheidungen und Lebenswege anzuerkennen.
Das bedeutet, mit Unterschieden und Verschiedenheiten leben zu lernen. |
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in
der Arbeitsumgebung

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Pluralisierung
und Individualisierung verlangen von den Bildungseinrichtungen zugleich
die Förderung und Stärkung der Identität der Kinder und Jugendlichen, die
Einübung und Pflege von Wertbewusstsein und Wertentscheidungen und die Hinführung
zur Gewaltfreiheit und Verantwortungsfähigkeit. Dies erfordert auch ein
Überdenken der Lehr- und Lernformen, der Lerninhalte und -angebote und wohl
der gesamten Unterrichtsorganisation. |
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Für Kindergarten und Schule als Institutionen wird es verstärkt darum
gehen, in dieser Situation der Offenheit und Pluralität, der Widersprüche
und unterschiedlichsten Auffassungen durch Gespräche und Vereinbarungen
mit allen Beteiligten Orientierungslinien zu suchen und immer wieder Konsensbildungen
anzustreben über Ziele und Wege der Erziehung.
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Vereinbarungen
und Konsensbildungen
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