Parallel zu den Individualisierungstendenzen
und zur Pluralisierung der Lebenswelten ist unsere Gegenwart durch eine
starke Konsumorientierung gekennzeichnet. Eine früheren Generationen unvorstellbare
Warenfülle steht zur Verfügung. Die Sättigungsgrenze wird durch die ständige
Weckung neuer Bedürfnisse immer weiter nach vorne geschoben.Bilder gelingenden
Lebens sind fast ausschließlich der Welt des Konsumierens und Verbrauchens
entlehnt. Bemühungen, die Bedürfnisse in eine jeweils eigene, individuell
bestimmte Gestalt gelungenen Lebens einzubetten, wirken zunehmend antiquiert.
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Konsumorientierung und Bedürfnisweckung

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Bedürfnisbefriedigung
über Kaufentscheidungen |
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Nicht
zuletzt stellen auch Kinder und Jugendliche eine ökonomisch äußerst interessante
und manipulierbare Zielgruppe in der Konsumentengesellschaft dar. Es wird
zunehmend als selbstverständlich angesehen, dass Bedürfnisse über Kaufentscheidungen
zu befriedigen sind, auch, dass alles käuflich ist. Eigenaktivität reduziert
sich oft auf Kaufentscheidungen. Auch in die Gestaltung der sozialen, zwischenmenschlichen
Beziehungen sickert konsum- und warenorientiertes Denken ein. |
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Körper-
und Wellnesskult: Heute in Indien und früher ...
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Veränderte
innere Einstellungen |
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Für den Großteil der
Menschen im europäischen Raum stellt die Entfaltung der Waren- und Güterwelt
eine Bereicherung dar, doch bleibt die Orientierung an Konsum und Dienstleistungen
oft nicht ein äußerliches Moment, sondern führt auch zu veränderten Einstellungen
und Werthaltungen, zu abnehmender Urteilsfähigkeit über die eigene Lebenssituation,
zum Zwang zu unmittelbarer Bedürfnisbefriedigung und zu neuen Formen der
Abhängigkeit. Immer häufiger werden die Schattenseiten erfahrbar:
- eine zunehmende
Zahl von Menschen kann nicht mehr mithalten; dies führt zu wachsender
sozialer Differenzierung und auf der Ebene der Familien oder Einzelpersonen
zu starker Verschuldung,
- steigende Konsummöglichkeiten
gehen zunehmend einher mit Zeitknappheit und Stress,
- unbegrenzter Konsum
bedeutet Raubbau an den natürlichen Grundlagen des Lebens.
In der Folge dieser
Erfahrungen wächst bei vielen Menschen auch das Bewusstsein dafür, dass
das Konsumniveau westlicher Gesellschaften nicht auf Weltebene ausdehnbar
ist.
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Ein
neues Verständnis von Wohlstand |
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Die
Möglichkeiten der Schule in Hinblick auf eine Erziehung zu verantwortbarem,
kritischem Konsum sind beschränkt.
Schulen können aber gemeinsam mit den Familien darauf hinarbeiten, zu einem
veränderten Verständnis von Wohlstand zu kommen, welches Warenwelt und Konsummöglichkeiten
nicht grundsätzlich negativ bewertet, aber ökologische, soziale und kulturelle
Grenzen und Verpflichtungen ernst nimmt und neu bestimmt. |
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Förderung
der Eigenaktivität im schulischen Lernen |
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Die Schule
wird ein Gespür dafür entwickeln müssen, dass sich in ihrer eigenen Arbeit
vielfach unreflektiert Konsummechanismen eingenistet haben, in dem Sinne,
dass Schüler einseitig als "Konsumenten" der verschiedenen "Wissens- und
Angebotspakete" gesehen werden. Demgegenüber können neue Lernformen, die
die Eigenaktivität der Lernenden stärker betonen, wirksame Gegengewichte
bilden. Der Schule kommt dabei die Aufgabe zu, den ihr anvertrauten Kindern
und Jugendlichen im Unterricht und im gesamten schulischen Umfeld möglichst
vielfältige Erfahrungen eigenen Tuns und produktiver, kreativer Auseinandersetzung
zu ermöglichen. So kann auch die Befähigung heranreifen, die bunte Konsumwelt
als eine Art Ersatzangebot zu durchschauen, das auf immer neuer Bedürfnisweckung
aufbaut.
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