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Schule und Gesellschaft

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der Stellenwert der
Leistungsbewertung in der Schule

gesellschaftliche Funktionen
der Schule

gesellschaftliche Rolle
des Zeugnisses

gesellschaftliches und
schulisches Leistungsprinzip

pädagogischer und
unpädagogischer Leistungsbegriff

die Normalverteilung - höchst
problematisch in der Pädagogik

 

 

 

 

Es sind viele Versuche gemacht worden, die Funktionen der Schule zu beschreiben, und es gibt ganze Kataloge solcher Funktionen. Bei ihrer Durchsicht fällt schnell auf, dass sie sich relativ leicht in zwei Gruppen unterteilen lassen:

  • gesellschaftliche Funktionen und
  • pädagogische Funktionen

Beide stehen übrigens oft genug im Widerspruch zueinander.

Welche dieser zwei Funktionen dabei Vorrang hat, bringt W. Dohse auf den Punkt:

"Das Schulzeugnis ist in seiner Grundkonzeption gar kein ursprüngliches Hilfsmittel der Schule, sondern primär ein solches einer bürokratischen, nationalstaatlich organisierten Gesellschaft im Dienste der Auslese des Nachwuchses auf der Grundlage des Leistungsprinzips. Das Schulzeugnis ist der Schule von der Gesellschaft auferlegt worden und wendet sich an einen Dritten außerhalb des pädagogischen Bereiches"
(W. Dohse, 1964, zitiert nach: Ziegenspeck, 1999, S. 111).

Man darf nicht vergessen, dass Schulen Institutionen sind, welche eine Gesellschaft - für teures Geld - einrichtet, eine Leistung, für die sie auch eine entsprechende Gegenleistung erwartet und fordert. Deshalb erfüllen Schulen immer auch, und wohl sogar hauptsächlich, gesellschaftliche Funktionen.
Schulsysteme sind gesellschaftliche Institutionen, deren Hauptfunktion in der Reproduktion der Gesellschaft über mehrere Generationen besteht.

  In traditionellen Gesellschaften wird diese Reproduktion im konkreten Lebensvollzug geleistet, deshalb ist hier ein Schulsystem in der Regel nicht unbedingt nötig: Die Kinder eignen sich alles, was zum Überleben der Gesellschaft notwendig ist, ohne schulische Belehrung an.  
     
 

In modernen Gesellschaften ist dies zunehmend weniger möglich. Deshalb kommt hier der Schule ein entscheidende Sozialisationsfunktion zu, und zwar in zweifacher Hinsicht:

  • Aus gesellschaftlicher Perspektive geht es darum, bei den Heranwachsenden jene Kompetenzen und Einstellungen zu vermitteln, die für das Überleben und die Weiterentwicklung der Gesellschaft unerlässlich sind.
  • Aus der Perspektive der Heranwachsenden kommt es darauf an, sie für das Leben in der Gesellschaft handlungsfähig zu machen, sie für diese Gesellschaft und das Arbeiten und Leben in ihr zu sozialisieren.

Dies gilt im Prinzip für alle Schulen, auch für nicht-öffentliche. Allerdings haben private Schulen eine recht große Autonomie, und deshalb kann die Leistungsbeurteilung in privaten Schulen sich deutlich von derjenigen in öffentlichen Schulen unterscheiden, etwa wesentlich weniger Wert auf Selektion und dafür mehr Gewicht auf Förderung u. Ä. legen. Dies gilt solange, wie ein Schüler während seiner ganzen Schulzeit in dieser Schule (z.B. einer Waldorf- oder einer Montessori-Schule) bleibt. Will er aber in das öffentliche Schulsystem überwechseln, so stellt sich sofort die Frage nach seinem derzeitigen Leistungsstand in den verschiedenen Schulfächern und damit die Frage nach dem Wert des Abgangsscheins, den seine frühere Schule ihm ausgestellt hat.

 
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