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Schule und Gesellschaft
gesellschaftliche
Funktionen der Schule
das
Dilemma schulischer
Leistungsbeurteilung
Leistungserziehung
oder:
alle Kinder stärken
pädagogisches
Leistungsverständnis
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H.
Bartnitzky und R. Christiani stellen in ihrem Buch "Zeugnisschreiben in
der Grundschule" den pädagogischen und den unpädagogischen Leistungsbegriff
einander gegenüber. Sie gehen davon aus, dass die Schule als Teil unserer
Leistungsgesellschaft ebenfalls unter dem (notwendigerweise unpädagogischen)
gesellschaftlichen Leistungsanspruch steht, den sie als produkt-, konkurrenz-
und ausleseorientiert charakterisieren.
Im Unterrichtsalltag
findet dieser Leistungsbegriff dann seine Entsprechung:
- "wenn Schulleistungen
ausschließlich an (Klassenarbeits-) Ergebnissen gemessen werden,
unabhängig von deren Zustandekommen: Orientierung
an einem messbaren Produkt;
- wenn soziale
Lern- und Arbeitsprozesse vernachlässigt werden und stattdessen
rivalisierendes Lernen hingenommen oder gar bevorzugt und der
Leistungsvergleich (z.B. mittels eines Notenspiegels) betont wird:
Orientierung am Konkurrenzprinzip;
- wenn Schulversagen
als gegeben akzeptiert wird und entsprechende Selektionsmechanismen
in Kauf genommen werden: Orientierung
an der Auslese.
Dem Wettbewerbsdenken
entsprechend wird also schon die Grundschule - gleichsam als die
Leistungsgesellschaft im kleinen - mit der Selektion beauftragt...
Einem so verstandenen Leistungsbegriff liegt als Zielvorstellung
die reibungslose Einpassung in die Wettbewerbsgesellschaft zugrunde"
(S. 8).
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"Das Notenzeugnis
war die Konsequenz eines normativen Schulverständnisses und die angemessene
Form der Lernerfolgsrückmeldung für eine Schule, die von der Individualität
ihrer Schüler weitgehend abstrahierte, allen Schülern im Wesentlichen
das gleiche Lernangebot unterbreitete, von allen den gleichschrittigen
Nachvollzug vorgedachter Sinnstrukturen erwartete und alle frühzeitig
an die Annahme fremdbestimmter Leistungsnormen in einer konkurrenzorientierten
Gesellschaftsordnung gewöhnen sollte"
(Faust-Siehl u.a., 1996, S. 125). |
Diesem unpädagogischen
Leistungsbegriff setzen H. Bartnitzky und R. Christiani den pädagogischen
Leistungsbegriff gegenüber, den sie wie folgt kennzeichnen:
"Er
ist orientiert
- am
individuellen Lern- und Entwicklungsprozess des Kindes
(statt ausschließlich an Lernprodukten). Unter welchen Bedingungen
lernt das Kind? Wo macht es Fortschritte, wo hat es Schwierigkeiten,
wo sind seine Stärken? Welche Hilfen braucht es?
- an
der sozialen Dimension des Lernens (statt an konkurrierendem
und rivalisierendem Lernen). Welche Fähigkeiten sozialen Handelns
müssen gestärkt werden? Was kann das Kind von den anderen profitieren?
Wie kann es seine Leistungsfähigkeit wirksamer in die Klassengemeinschaft
einbringen? Wie kann gemeinsames Lernen und Leisten ... gefördert
werden?
- an
den Grundsätzen des Ermutigens und Förderns (statt
an Auslese). Wie kann der Lehrer dem Kind Mut machen? Wie kann
er Lernfreude und Anstrengungsbereitschaft wecken und steigern?
Wie kann er den Verbleib in der Klassengemeinschaft sichern?"
(Bartnitzky/Christiani, S. 10)
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Es leuchtet ein, dass
nur der pädagogische Leistungsbegriff dem Bildungs- und Erziehungsauftrag
der Grundschule gerecht wird, schulische Leistung ist kein Selbstzweck
- sie erhält ihre Berechtigung nur im Zusammenhang mit diesem Auftrag.
Dazu gehört, dass
"alle mit Leistungserziehung
und - beurteilung zusammenhängenden Fragen eingebunden sind in ein
Gesamtkonzept von Erziehung und Unterricht" (Bartnitzky/Christiani,
S. 14) |
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