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Schule und Gesellschaft
gesellschaftliche
Funktionen der Schule
gesellschaftliche
Rolle des Zeugnisses
Doppelfunktion
schulischer
Leistungbewertung (H. Bartnitzky)
Leistungserziehung
oder:
alle Kinder stärken
pädagogisches
Leistungsverständnis
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Von der Wichtigkeit
der Leistungsbeurteilung in der Schule bekommt man ein sehr widersprüchliches
Bild, je nachdem, wo man seine Informationen einholt. In den offiziellen
Richtlinien und Lehrplänen geht davon eher am Rande die Rede, und es scheint,
wenn man diesen Dokumenten Glauben schenkt, damit keine Probleme zu geben.
Alles ist sachlich, objektiv, zum Wohle der Kinder.
Ein ganz anderes
Bild ergibt sich, wenn man die direkt Betroffenen, also Lehrer, Schüler
und Eltern befragt. Hier wird Leistungsbeurteilung ganz deutlich zu einem
zentralen, wenn nicht sogar zu dem wichtigsten Aspekt von Schule, der
zusätzlich stark problembelastet ist. Sicher entspricht diese Einschätzung
eher der Wirklichkeit, denn die Betroffenen müssen es ja wissen, und von
der Leistungsbeurteilung hängt schließlich die schulische und berufliche
Zukunft der Kinder ab.
Daraus ergibt sich
die Frage nach den Ursachen dieser fast gegensätzlichen Einschätzung,
oder besser: der scheinbaren Verkennung der zentralen Rolle der Leistungsbeurteilung
in den offiziellen Dokumenten. Hat es etwas mit Schönfärberei zu tun,
damit, dass man die gesellschaftliche Funktion der Schule nicht so gern
ins Rampenlicht stellt? Denn es ist doch unwahrscheinlich, dass den Autoren
von Richtlinien und Lehrplänen eine so grobe Fehleinschätzung unterlaufen
kann. Brosch ist aufgefallen, dass, was die Leistungsbeurteilung betrifft,
"die staatlichen
Regelungen merkwürdig starr und einengend im Vergleich zu den Formulierungen
allgemeiner Lernziele sind"
(U. Brosch in: Boettcher u.a. (Hg.), 1999, S. 30). |
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Die gleiche scheinbare
Fehleinschätzung gilt auch in der Lehrerausbildung. Auch hier ist Schülerbeurteilung
ein Thema, das meist nur am Rande erwähnt wird. Verglichen etwa mit der
Zeit, die für Stundenvorbereitungen aufgewandt wird, ist der Aufwand an
Zeit und Energie für diese Thema lächerlich gering. Es scheint, als ob
Schülerbeurteilung in der Ausbildung der zukünftiger LehrerInnen entweder
als nicht so wichtig angesehen wird, oder als ob man den Lehrerstudenten
zutrauen würde, ganz allein mit diesem dornigen Problem zurechtzukommen.
Dass das später in der Praxis so nicht funktioniert, erweisen die Resultate
der vielen empirischen Untersuchungen zur Schülerbeurteilung.
Um es etwas boshaft
zu formulieren: Man hat den Eindruck, als ob Schülerbeurteilung ein eher
"schmutziges Geschäft" sei, über das man lieber nicht redet, und das man
dem einzelnen Lehrer überlässt, mit der Hoffnung, dass er seine Arbeit
schon zur allgemeine Zufriedenheit macht.
Auch in den Schulen
der Reformpädagogik spielt das Thema Schülerbeurteilung keine zentrale
Rolle, allerdings aus anderen Gründen. Zwar haben die verschiedenen Richtungen
unterschiedliche und recht brauchbare Alternativen zu Prüfungen und Noten
entwickelt, doch wird nicht viel Aufhebens davon gemacht - man hat, so
scheint es, gute konkrete Lösungen dafür gefunden und beschäftigt sich
lieber mit Dingen, die wichtiger scheinen als Schülerbeurteilung.
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Das
hängt wohl hauptsächlich damit zusammen, dass diese Schulen meist eine Sonderstellung
in der pädagogischen Landschaft einnehmen und von solchen Eltern für ihre
Kinder ausgewählt werden, die aus unterschiedlichen Gründen Abstand zu dem
vorherrschenden Leistungsdenken genommen haben. Hinzu kommt, dass diese
Schulen meist eine komplette schulische Ausbildung von der Vorschule bis
zum Abitur anbieten, so dass die Kinder sich in der Regel nicht dem Konkurrenzdruck
mit Kindern aus den regulären Schulen auszusetzen brauchen. Mit den Worten
eines Kritikers: Diese Schulen sind Spielwiesen, die nicht auf das wirkliche
Leben mit seinem harten Konkurrenzkampf vorbereiten. Ob das stimmt, sei
einmal dahingestellt. Tatsache ist, dass die Kinder in diesen Schulen meist
unter Bedingungen lernen, von denen man in den Staatsschulen nur träumen
kann, und die paradoxerweise dem recht nahe kommen, was in den offiziellen
Schriften an Schönem über wünschenswerte Ziele und Methoden der Schule steht.
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