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Elterngespräch statt Zeugnis
Plädoyer
für die Abschaffung
der Zeugnisse (Heide Bambach)
pädagogisches
Leistungsverständnis
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Der Begriff
"Schulleistung" lässt sich nach C.-L. Furck in vier sehr unterschiedlichen
Bedeutungen gebrauchen:
- als die schulischen
Anforderungen an den Schüler
- als die Tätigkeit
des Schülers (Leistungsprozess)
- als das Produkt
dieser Tätigkeit (Leistungsprodukt)
- als die Leistung
des Lehrers und der Schule.
Im Zusammenhang mit
der Diskussion über schulische Leistung wird meist nur über Leistung in
der dritten Bedeutung, also über die Leistungsprodukte der Kinder, gesprochen.
Aber diese Perspektive greift zu kurz, es geht um die Leistung der Schule
genauso wie um die Leistung der Kinder. Deshalb ist die erste und wichtigste
Frage: "Wie muss sich die Schule verändern, um allen Kindern zu ihrem
Bildungsrecht zu verhelfen? Dies ist die zentrale Fragerichtung der Grundschulreform;
sie beinhaltet ein anspruchsvolles und doppeltes Leistungsverständnis:
- Doppelt ist das
Leistungsverständnis deshalb, weil es die Leistungsfähigkeit der Schule
meint und die Leistungsfähigkeit der Kinder, zudem aufeinander
bezogen: Von der Leistungsfähigkeit der Schule nämlich hängt ab, inwieweit
die Kinder zu ihrer Leistung kommen können.
- Anspruchsvoll
ist das Leistungsfähigkeit deshalb, weil es alle Kinder meint,
ohne Ausgrenzung" (H. Bartnitzky, in: Bartnitzky/Portmann, 1992).
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Wenn von der notwendigen
Leistung der Schule die Rede ist, dann ist damit die Leistung des Lehrers
selbstverständlich mitgemeint. Ziegenspeck greift das heikle Thema auf:
"SchülerInnen
werden immer gute und weniger gute Lehrer haben. Darin liegt eine
fundamentale, nicht zu beseitigende Ungerechtigkeit, die schon vor
der Zeugniserteilung gegeben ist, die aber die Zeugnisse stark beeinflusst.
Alle Bemühungen um eine gerechte Zeugnisgebung vollziehen sich auf
diesem schwankenden Boden und sind so, streng betrachtet, von vornherein
zum Scheitern verurteilt. Deshalb sollte sich der Lehrer bei allem
Zensieren fragen, inwieweit der Schüler für Fehlleistungen verantwortlich
zu machen ist und inwieweit sie auf eigenes pädagogisches Unvermögen
oder auf das von Vorgängern zurückzuführen ist... Selbstkritische
Reflexion ist angezeigt" (Ziegenspeck, 1999, S. 16). |
Und noch etwas anderes
macht in diesem Zusammenhang Sinn: Das Zeugnis für den Lehrer/die Lehrerin.
Ute Andresen hat das Thema in ihrem Bericht "Zeugnisse für alle und alles:
Selbstzeugnisse - Zeugnisse für die Eltern - Zeugnisse für die Lehrerin"
angesprochen.
"Die Erfahrung
mit den Elternzeugnissen bewegte mich, die Kinder und Eltern um Zeugnisse
auch für mich, die Lehrerin, zu bitten"
(in: H. Bambach u.a., S. 95). |
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Rückmeldung ist für
den Lehrer unentbehrlich: Um seinen Unterricht an die Bedürfnisse der
Kinder anzupassen und Fehlentwicklungen vorzubeugen, braucht er regelmäßig
Feedback darüber, was in seinem Unterricht gut läuft und womit Kinder
und Eltern unzufrieden sind. Er braucht, genau wie die Kinder, in regelmäßigen
Abständen, ein Zeugnis, aber genauso wenig wie die Kinder braucht er ein
Notenzeugnis. Wenn die Schüler es gewohnt sind, dass in der Klasse regelmäßig
und offen über das gesprochen wird, was in der Klasse geschehen ist, dann
werden sie auch spontan Feedback zum Lehrerverhalten geben.
Meist macht aber der
Gedanke an Feedback durch Schüler und Eltern Angst. Das ist wohl auch
der Hauptgrund dafür, dass LehrerInnen sich so selten darum bemühen. Aber
gibt es denn eine Alternative? Wenn man seine Ängste überwunden und sich
dazu entschlossen hat, Rückmeldungen einzuholen, so stellt sich die Frage,
wie man das als LehrerIn am besten macht. Eltern und SchülerInnen trauen
sich ja nicht so ohne weiteres, der Lehrerin ehrliches Feedback zu geben,
besonders wenn Probleme bestehen. Hier kann ein anonymer Rückmeldebogen
hilfreich sein, auch deshalb, weil er Hinweise darauf gibt, wozu man denn
Feedback haben möchte. Und natürlich stellen sich die gleichen Probleme,
die schon bei der Schüler-Selbstbewertung angesprochen wurden.
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