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die notwendige Revision des
schulischen Leistungsprinzip
Leistungserziehung
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alle Kinder stärken
pädagogisches
Leistungsverständnis
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"Um Leistungszuversicht
zu erlangen, brauchen Kinder einen Spiegel dessen, was sie geleistet haben
und wozu sie fähig sind. Um Kindern beim Aufwachsen helfen zu können,
brauchen Erwachsene Einblicke in deren Entwicklung. Wo aber ist bewiesen,
dass es den Kindern gut tut, wenn man ihnen - zu kalenderbedingten Anlässen
- schriftlich vorhält, was sie - im Hinblick auf vorgegebene Lerngegenstände
in einem vorbestimmten Zeitraum - geleistet oder nicht geleistet haben?...
Grundschulkinder
sind in allem, was sie tun und leisten, in Bewegung. Den "Stand" ihrer
Leistungen in Jahres- oder Halbjahreszeugnissen festhalten zu wollen,
ist ein Unding. Denn auch (dazwischen) geht die Entwicklung der Kinder
weiter. Und ihr Selbstbewusstsein orientiert sich vorwiegend an dem, was
sie heute, gestern oder neulich geschafft haben. Hierfür suchen sie Anerkennung
in ihren Zeugnissen; suchen sie vergebens, dann lässt das Zeugnis die
Kinder kalt. Sie verstehen nicht, warum darin Schwächen festgehalten sind,
die sie doch längst überwunden haben... In der (gemittelten) Halbjahresnote
"befriedigend" gehen die "sehr guten" Leistungen unter, und auch Lernentwicklungsberichte
treffen nur selten das, was die Kinder als ihr Wichtigstes empfinden.
Bei
manchen Kindern entwickelt sich manches nur ganz allmählich und braucht
länger als ein Schuljahr dauert. Die Verwechslung von Langsamkeit und
Lernschwäche liegt nahe; eine Beurteilung zur Unzeit - egal, ob in Ziffern
oder in Worten - kann zur folgenschweren Festschreibung werden.
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Was man
schwarz auf weiß besitzt, kann man zwar getrost nach Hause tragen, aber
man wird es auch nur schwer wieder los. Festschreibungen behindern Entwicklung,
gleichgültig, ob positiver oder negativer Art...
Was
tun? Kann die Grundschule auf die Vergabe von Zensuren verzichten? Ich
denke ja. Und mehr noch - ich kann mir vorstellen, dass nicht nur der
Verzicht auf Noten zugunsten von Entwicklungsberichten der Pädagogik zugute
kommt, sondern auch der Verzicht auf Zeugnisrituale zugunsten von Bewertungen
im passenden Augenblick. Wir Lehrer wären frei, den Kindern nur das zu
sagen, was wir für wichtig und richtig halten; nur dann "schwarz auf weiß",
wenn wir das für angebracht halten. Wir wären frei, den richtigen Zeitpunkt
hierfür zu wählen. Wir würden uns daran gewöhnen, die Eltern immer dann
zum Gespräch zu bitten oder ihnen etwas aufzuschreiben, wenn wir es Im
Hinblick auf Verhalten und Leistung des Kindes notwendig finden...
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Anstatt
Notenkonferenzen oder Entwicklungsberichte ... könnten wir Lehrer im Gespräch
miteinander der Entwicklung von Kindern auf die Spur kommen. Und nur dann,
wenn wir Kinder abgeben, an den nächsten Lehrer oder an eine andere Schule,
würde ich ein
"Gutachten" zur
Regel machen wollen, sozusagen als schriftliche Bilanz unserer Zeit
mit dem Kind in der Form eines Briefes zu Händen des Kindes und in
der Form eines Entwicklungsberichts zu Händen der Erwachsenen"
(H. Bambach, in: H. Bambach u.a., o.J., S. 92). |
Auch
Bartnitzky stellt die Frage,
"inwieweit ...
Zeugnisse zu festgelegten Zeiten überhaupt nötig sind. Wenn die Kinder
mit den Lehrkräften Lerngespräche und Lerntagebücher führen, wenn
diese wiederum Grundlage für Gespräche mit den Erziehungsberechtigten
sind, dann scheinen Zeugnisse außerhalb von Abschluss-Phasen entbehrlich
zu werden"
(H. Bartnitzky, op. cit. S.93). |
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