Plädoyer für die Abschaffung
der Zeugnisse (Heide Bambach)
Eltern
und Leistungsbeurteilung
Leistung
der Schule -
Leistung des Lehrers
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Das Elterngespräch
wird in der Regel nicht als Zeugnisform anerkannt. Trotzdem soll es hier
aufgeführt werden, weil es Länder und auch einzelne Schulen gibt, in denen
regelmäßige Elterngespräche das Zeugnis ganz ersetzen. Elterngespräch
statt Zeugnis - genügt das als Rückmeldung für Schüler und Eltern? Die
Lösung mag zuerst befremdlich klingen, weil ein Elterngespräch ja keine
Berechtigungen vermitteln kann. In der Praxis ist es auch so, dass für
die Momente in der schulischen Laufbahn, wo es um Berechtigungsnachweise
geht, schon ein "richtiges" Zeugnis geschrieben wird.
Interessant ist die
Alternative in jedem Fall, weil die Erfahrungen damit zeigen, dass man
durchaus auf schriftliche Zeugnisse verzichten kann, ohne die Qualität
der Rückmeldung zu verringern. Bei schriftlichen Zeugnissen, ob Noten-
oder Verbal-Zeugnis, die auf ein zusätzliches Elterngespräch verzichten,
ist es ja sehr zweifelhaft, was denn die Eltern (und die Kinder) aus dem
Zeugnis herauslesen. Manches wird falsch, manches überhaupt nicht verstanden,
Rückfragen sind nur schwer möglich, so dass ohne Elterngespräch auch ein
gutes schriftliches Zeugnis problematisch bleibt. Das gilt natürlich besonders
für Ziffernzeugnisse, deren inhaltlicher Informationswert ja sehr gering
ist.
Das Problem mit dem
Elterngespräch als Zeugnisersatz besteht darin, dass Eltern ein Gespräch
als alleinige Rückmeldeform nicht gewohnt sind und ein schriftliches Zeugnis
in der einen oder anderen Form erwarten. Meist wird die Lehrerin ohnehin,
schon allein wegen der rechtlichen Situation, das Elterngespräch lediglich
als Ergänzung zu einer anderen Zeugnisform benutzen.
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Elterngespräch
als notwendige Ergänzung zum Zeugnis
Nach dem Erhalt des
Zeugnisses haben viele Eltern Fragen, Bedenken, Zweifel, Ängste, die nur
im Gespräch geklärt werden können. Manche Eltern suchen den Kontakt von
sich aus, um nachzufragen und Schwierigkeiten zu beheben. Viele trauen
sich nicht. Und doch ist ein klärendes Gespräch über das Zeugnis ihres
Kindes auch für diese Eltern wichtig, und eigentlich haben auch sie ein
Recht darauf. Deshalb sollte ein solches Gespräch mit allen Eltern, die
es wünschen, nach jedem Zeugnis als ganz normaler Teil der Lehrerarbeit
verbindlich sein. Gewiss, das ist für die Lehrerin zeitaufwendig. Aber
es ist notwendig und macht sicher mehr Sinn als z.B. stundenlanges Heftekorrigieren.
Dadurch wird der Kontakt zwischen Schule und Elternhaus enger, das gegenseitige
Verständnis wird besser, und das kann sich nur positiv auf die schulische
Entwicklung des Kindes auswirken.
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