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Was ist ein Exemplum?   umblättern ans ende eine ebene nach oben
von Harald Eichelberger            


Die Bedeutung der
Reformpädagogik heute

Die Daltonprinzipien

Die Freinet-Pädagogik
als Konzept der
(politischen) Veränderung

 

Exemplarität

Das "Exemplum" erschöpft sich nicht in seinem Selbstwert als einzelnes; es weist aus sich heraus.

Es muss eine Vielheit, eine Menge vorhanden sein, aus der etwas herausgenommen werden kann. Wenn etwas "Exemplum" sein soll, dann muss es aus einer Vielheit, aus einer Menge "herausgenommen" worden sein, deren Teile untereinander im Verhältnis des

  • Gleichartigen,
  • Ähnlichen,
  • Übereinstimmenden oder
  • Identischen

stehen. Das, worauf ein "Exemplum" sich gründet, nämlich auf Gleichheit, Übereinstimmung, Ähnlichkeit oder Identität, ist auch zugleich das Ziel, worauf es sich richtet. Folglich gilt damit auch, das "Um-zu" beim Exemplum zu verdeutlichen.

  • Ein Schreibzeug ist ein Etwas, um zu schreiben,
  • ein Werkzeug ist etwas, um zu werken,
  • ein Hammer ist etwas, um zu hämmern.

Ebenso ist das Exemplum etwas, um Gleichheit, Übereinstimmung, Ähnlichkeit oder Identität aufzuweisen.

 
     

 

Zwei didaktische Elemente kennzeichnen weiters das Prinzip des Exemplarischen Unterrichtes bzw. Lernens:

Das sokratische Element im Exemplarischen Verfahren

Hebammenkunst

Der griechische Philosoph Sokrates prägte im Altertum einen ganz bestimmten Stil des philosophischen Gespräches:

das sokratische Fragen.

Sokrates (bzw. Platon) vertrat die Ansicht, dass das Wissen in jedem Menschen schlummere und nur durch geeignetes Fragen geweckt werden könne. Man muss den Menschen also nicht mit Wissen "beliefern", sondern nur durch die richtige Methode aus ihm "herausholen". Dieses "Herausholen des Wissens" verglich Sokrates mit der Hebammenkunst und nannte diese Kunst "Maieutik".

 

     
   

Ausgangspunkt "Phänomen"

Es ist dies sicher nicht der schulische Weg, um zu "Wissen" zu gelangen, aber ein Hinweis, wie Ausgangspunkte zu finden sind, um Wissen in uns aufnehmen zu können:

  • Das Staunen des Menschen,
  • das Erkennen eines Phänomens,
  • die eigene Betroffenheit,
  • etwas Lernen wollen,

ein Thema, das so gestellt ist, dass sich den Schülern Fragen aufwerfen, nach deren Lösung es sie drängt.

Martin Wagenschein beschreibt das Phänomen, etwas wissen zu wollen bzw. etwas studieren zu wollen, folgendermaßen:

"Es ergreift einen, und deshalb ergreift man es. Man kniet nieder und hebt es auf. Man hat es selbst gesucht und gefunden. Deshalb vergisst man es nicht mehr." (Roth, Heinrich, Exemplarisches Lehren, S.14.)

Vertiefung, nicht Verbreiterung

"Je tiefer man sich eindringlich und inständig in die Klärung eines geeigneten Einzelproblems eines Faches versenkt, desto mehr gewinnt man von selbst das Ganze des Faches." (Wagenschein, Martin, in: Roth, Heinrich, Exemplarisches Lehren, S. 16.)
 
     
   

Das genetische Element im Exemplarischen Verfahren

Wäre es denn nicht interessant zu wissen, warum man z. B. so lange glaubte, die Erde würde sich nicht drehen und wie es dann mit recht einfachen Hilfsmitteln gelang zu beweisen, dass sie sich doch dreht?

Wie etwas entstanden sein könnte

  • Wäre es nicht auch sehr interessant zu erfahren, woher die Geschichte all ihr Wissen über das Altertum hat?
  • Wäre es nicht interessant zu erfahren, welche Entwicklung das Wissen durchlaufen hat, das sich unsere Kinder üblicherweise aneignen sollen?
  • Es wäre nicht nur interessant, sondern würde viel zum Verständnis beitragen.Wie könnte man z. B. doch der Physik näherkommen, wenn man sich auf die Spur des Forschungsganges eines Gelehrten heftet.
 
   

© Pädagogisches Institut der deutschen Sprachgruppe - Bozen - 2000