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Mindestanforderungen an hypermedialen Lern-
und Arbeitsumgebungen auf Bildungsservern

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Jede Lern- und Arbeitsumgebung auf einem Bildungsserver sollte mindestens drei zusammenwirkende (wechselwirkende) System-Elemente enthalten: eine hypermedial gestaltete Infothek (Mediothek), ein Forum (Schwarzes Brett) und eine Galerie (Foyer).
 
 
     

Die INFOTHEK soll eine hypermediale Informationsdarstellung sein

Mir der ersten Veröffentlichung einer Lern- und Arbeitsumgebung auf einem Bildungsserver sollte der durchstrukturierte Kern einer themenorientierten, hypermedialen Informationsdarstellung, kurz: eine INFOTHEK (oder Mediothek) zur Verfügung stehen. Im Kontext des Themas sind authentische Probleme aufbereitet.



Für Lern- und Lehrzwecke sollte diese INFOTHEK inhaltlich in zwei größere miteinander verbundene Sach-Bereiche strukturiert sein: (a) in einen Bereich, in dem die zu erlernenden themenorientierten Sachverhalte (etwa für Kinder, Jugendliche und Erwachsene) dargestellt sind und (b) in einen Bereich, in dem zum Thema passende, pädagogische Zielreflexionen, didaktisch-methodische Ideen sowie theoretische Hintergrundinformationen und Literaturdokumentationen (für moderierende Personen, etwa für Lehrerinnen und Lehrer) aufbereitet sind. Das schließt auch kommentierte und regelmäßig überprüfte Listen von nützlichen Adressen im Internet mit ein.

     

Die "Lese-(Lern)-Bewegung"
in der INFOTHEK soll Informationen
in Wissen rückverwandeln.

 

Die "Lese-(Lern)-Bewegung" in der INFOTHEK, also das Sich-selbst-Informieren erfolgt individuell organisiert auf der Grundlage der hypertextuellen Struktur. Beim verständigen Lesen kommuniziert man gewissermaßen mit sich selbst. Aber auch wenn man schreibt, liest man zugleich. Lesende und schreibende Tätigkeiten sind positiv miteinander rückgekoppelt: sie verstärken sich gegenseitig. Daher sollten in jeder Lern- und Arbeitsumgebung viele Anregungen zum hypermedialen Lesen und Schreiben sowie zum Kommunizieren gegeben werden.

Ob man mit sich selbst oder mit anderen kommuniziert, beide Verständigungsformen verwandeln in den beteiligten individuellen Gehirnen durch Interpretieren und Bewerten die eingehenden Informationen in Wissen.

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Die INFOTHEK muss offen für Ergänzungen sein und evolviert und evaluiert sich auf diese Weise selbst.

Alle Teilbereiche in einer INFOTHEK sind notwendiger Weise unvollständig, so gewaltig auch immer eine INFOTHEK wird. Daher ist in jeder Infothek Platz für weiteres subjektiv oder intersubjektiv konstruiertes Wissen, das in Lern- oder Verständigungprozessen "produziert" worden ist. So gesehen ist die INFOTHEK also auch "ein Ort", an dem Lernende mit Hilfe der Paten auch andere informieren können. Der Bestand an Informationsbausteinen in jeder INFOTHEK wächst somit ständig weiter und wandelt sich, er evolviert und evaluiert sich selbst.
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Das FORUM soll ein Ort für eine schriftbasierte internationale Kommunikation sein.

Für interpersonale oder interkulturelle Kommunikationen sollten in der Infothek jeder Lern- und Arbeitsumgebung möglichst viele Anregungen formuliert sein. Eine Kommunikation aktiviert einerseits eine Verständigung mit sich selbst und (u.a. interkulturell) auch mit den Anderen.
Kommunizieren mit anderen kann direkt unter Partnern in Kleingruppen stattfinden. Kommunizieren kann aber auch technisch vermittelt sein. Für eine schriftbasierte Kommunikation müssen in jeder hypermedialen Lern- und Arbeitsumgebung FOREN (Schwarze Bretter) zur Verfügung stehen. Auf den Foren kann (zwar schriftlich) eine weltweite Verständigung versucht werden. Dabei ist es nicht notwendig, dass die Gesprächspartner zeitgleich "am Rechner" sitzen. Gesprächsbeiträge zu einem Schlüssel-Thema, Reaktionen darauf und Reaktionen auf die Reaktionen ... können jederzeit erfolgen.



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In der GALERIE sollen individuell erstellte Hypermedien veröffentlicht werden können. Eine Kooperation soll dort ebenfalls möglich sein. Pädagogisch wünschenswert ist auch ein virtueller Werkstattraum.

"Mit-anderen-kooperieren" wird heute noch wenig gefördert. In der Schule beherrscht zur Zeit noch das Konkurrenzprinzip die Szene: Man darf nicht abschreiben oder vorsagen! Die Leistung wird (muss) individuell gewürdigt (werden). Und auch die Lehrpersonen arbeiten in der Regel in ihrem stillen Kämmerlein und schließen die Klassentür sehr sorgfältig hinter sich zu.

In jeder Lern- und Arbeitsumgebung muss daher eine GALERIE (ein Foyer) zur Verfügung stehen, um die beim Lernen geschaffenen Hypermedien für andere sichtbar ausstellen zu können. Über die ausgestellten Inhalte kann und soll dann in den FOREN diskutiert werden. Eine anderes zukunftsorientiertes Ziel ist es, international kooperieren zu können, denn alle Schlüsselprobleme unserer Zeit sind nur noch international lösbar. Auch dazu soll zunächst die GALERIE dienen.



Pädagogisch wünschenswert ist es darüber hinaus, dass in jeder Lern- und Arbeitsumgebung auch ein virtueller Werkstattraum zur Verfügung steht, in dem man sich zur selben Zeit trifft, um kooperativ ein Hypermedium zu "schreiben" oder um kooperativ eine Kalkulation (z.B. zu unterschiedlichen Zinssystemen) durchzuführen oder um kooperativ an einer Systemdynamik (z.B. zum Wachstum unter begrenzten Ressourcen) zu arbeiten oder um kooperativ eine Stellungnahmen oder eine Handlungsaufforderung zu verfassen oder ...

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Eine Patenschaft pflegt die "Wissens"darstellung in der Infothek und moderiert das Forum und die Galerie.

 

Alle Patinnen und Paten müssen mit einem Hypertextsystem umgehen können. Aber für eine multimediale Gestaltung der Mediothek ist es darüber hinaus sehr nützlich, wenn in einer Patenschaft je ein Experte oder eine Expertin für die Bild- und Tonbearbeitung ist. In der Regel wird die Patenschaft aber aus wenigen Personen bestehen, die nicht alle fachlichen und technischen Anforderungen abdecken können. Dann wird eine externe Beratung notwendig.

 

© Pädagogisches Institut der deutschen Sprachgruppe - Bozen - 2000