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zum Lernen - Unterrichtssoftware |
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Bildungsserver und E-Learning |
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Bei
genügend hoher Komplexität emergieren in der natürlichen
Evolution per Selbstorganisation neue Qualitäten. Kann diese Aussage
auch auf die gesellschaftlich-technische Evolution (also z.B. auf das
Internet) übertragen werden? IBM
reklamiert u.a.: "Aptiva-PC's bieten extreme Multimedia-Effekte,
Action auf dem ganzen Bildschirm, brillante Grafiken und einen Sound wie
in der ersten Reihe, sodass jede Anwendung voll einschlägt."
Clifford Stoll äußert sich in seinem neuen Buch zu diesem
"Gerede" wie folgt: "Solche Lernmaschinen halten die Schüler
vom Schreiben und Studieren ab. Sie betäuben das Interesse der Kinder
mit Grafikspielen, die auf schnelle Antworten statt auf Verstehen und
kritisches Denken setzen und mit denen Triviales pädagogisch geschickt
verkauft wird." Oder er sagt: "Lernen kann nicht durch Surfen
im Internet ersetzt werden. Zum Lernen gehört es, sich auf Geschichten
einzulassen und die Welt zu interpretieren." Wie
muss und kann in den medialen Lern-Angeboten, die für
Kinder und Erwachsene auf den Bildungsservern liegen, auf diese Kritik
reagiert werden? Kann
das Internet, so wie es sich frei entwickelt, eine Antwort sein? Was
ist von dem heute so oft vorgeschlagenen "E-learning" in diesem
Zusammenhang zu halten? Dieser neue Begriff scheint zur Zeit noch inhaltsleer
zu sein! Wer
sollte die Gestaltungs- und Betreuungsarbeit von Neuen Medien auf Bildungsservern
organisieren? Wer kann diese zeitaufwendige Arbeit leisten? Können
dies alleine die Schulbuchverlage sein?
Was sollten die für die Entwicklung und Herausgabe von Bildungsservern
verantwortlichen Personen unbedingt wissen? Welche pädagogischen, didaktischen und methodischen Mindestanforderungen sollten an die Gestaltung von Lern- und Arbeitsumgebungen gestellt werden, die auf Bildungsservern liegen? |
Bildungserver für Lernzwecke in Schule und Weiterbildung Das Internet wird nicht, wie immer wieder angenommen wird, quasi aus sich heraus für Lernzwecke qualitätsmäßig besser. Es eignet sich, so wie es ist, kaum zum Lernen. Das, was positiv mit e-learning gemeint sein kann, das muss erst in der Breite noch entwickelt werden. Zur Zeit ist es lediglich ein inhaltsleeres Schlagwort! Oder anders formuliert: Das Internet emergiert nicht durch Selbstorganisation neue Qualitäten durch E-Learning.
Im Gegenteil: das Internet verkommt für diesen Zweck mehr und mehr zu einer "Wüste" oder zum "Mantra: Lernen mit Spaß" (Clifford Stoll). Auch die Suchmaschinen helfen dann kaum noch, wenn sie auf eine Suchfrage hin Tausende von Fundstellen liefern, die kaum mehr zu ordnen und zu bewerten sind, geschweige denn alle gelesen werden können. Andererseits verkommen die so genannten Bildungsserver aber auch recht häufig zu einer reinen Text basierten Informationsplattform auf der u.a. Arbeitsbögen für Lehrende, die neuesten Erlasse der Schulaufsicht oder Veröffentlichungen aus pädagogischen Instituten "ausgestellt" werden, um sie auf diese Weise zu verteilen. Auf diesem Weg kommen die Informationen nicht besser und sicherer beim Adressaten an, als auf dem Weg über die ganz gewöhnliche Post. Eltern klagen zu Recht diesen "verkommenen" Raum an und fordern Verantwortung für Lernprozesse, die durch Bildungsserver unterstützt und gefördert werden sollen und können. Verantwortete und gepflegte Bildungsserver im www können dann eine Antwort auf die vielfältigen Klagen sein, wenn auf ihnen hinreichend viele Hypermedial gestaltete und auf Dauer betreute Lern- und Arbeitsumgebungen für das Lernen im Unterricht und zu Hause angeboten werden. Bildungsserver müssen auf Dauer hypermediale Lern- und Arbeitsumgebungen anbieten für das fachliche und überfachliche Lernen von Schülerinnen und Schüler, für die didaktische und methodische Unterrichtsvorbereitung von Lehrerinnen und Lehrer, für die Lehrerbildung und Schulentwicklung sowie für das zukünftig immer wichtiger werdende lebenslange Lernen. Jede dieser Lern- und Arbeitsumgebungen muss durch ein Team von Patinnen und Paten dauerhaft betreut werden, wobei das Team auch dafür zu sorgen hat, dass gelungene (kooperativ erstellte) Arbeiten von Lernenden (u.a. von Schülerinnen und Schülern) in die Infothek (Mediothek) eingearbeitet werden. Ist der Inhalt einer Lern- und Arbeitsumgebung ein fachübergreifendes, komplexes Thema (zum Beispiel ein Schlüsselproblem unserer Zeit), so sollte in der Patenschaft jedes Fach vertreten sein. Das Team von Paten und Patinnen muss im Medium erkenntlich sein. Es ist für die "Wahrheit" der Informationen in der Infothek verantwortlich, wie sonst Buchautorinnen und -autoren. So gestaltete und betreute Bildungsserver bieten erstens für alle Lernenden (u.a. für Schülerinnen und Schüler) verantwortete Lernräume im Internet und sind zweitens offene und sich selbst evaluierende Medien. |
© Pädagogisches Institut der deutschen Sprachgruppe - Bozen - 2003 |