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Wie lernt unser Gehirn? (82/112)

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Nardin Marlene

Sonntag, 8. Januar 2012

Kategorie:

Lernen
 
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Die Gehirnforschung schafft es immer wieder, neue Erkenntnisse  über die Entwicklung und Funktion des menschlichen Gehirns und somit über die Lernfähigkeit des Menschen zu gewinnen. So erklärt Gerald Hüther, Professor für Neurobiologie, in seinem neuen Buch „Was wir sind und was wir sein könnten“ wie eine Potentialentfaltung im individuellen Lebenslauf möglich wird. Einige Äußerungen, die ich für das schulische Lernen als relevant finde, möchte ich hier anführen.

Verblüffender Weise entwickelt sich unser Gehirn nicht, wie es seine genetischen Anlagen vorschreiben, sondern wie und wofür es mit Begeisterung benutzt wird.

Hüther weist bei der Entwicklung des Gehirns im Kindesalter und darüber hinaus auf zwei Grunderfahrungen hin. „Die Erfahrung engster Verbundenheit und des Erwerbs eigener Kompetenzen.“

In seinen Ausführungen finden sich viele Gedanken der verschiedenen Reformpädagogen wieder. So meint Hüther, dass wir unsere Potentiale über die Arbeit entfalten können. Dabei meint er, dass „das menschliche Gehirn nicht für die Durchführung bezahlter Dienstleistungen, sondern für das Lösen von Problemen optimiert ist … . Jede körperliche oder geistige Anstrengung…, um… neues Wissen zu erwerben und neue Fähigkeiten zu entwickeln, ist also „Arbeit“ in einem nicht entfremdeten, dem Menschen gemäßen Sinn.“ Alles was Menschen im weitesten Sinn „bewegt“ und „anregt“ ist Arbeit. (S.158)

Dabei sind die „Schwerstarbeiter“ in unserer Gesellschaft die Kinder. Da sie ja die meisten Probleme zu bewältigen haben, sich in der Welt zurechtzufinden. Aber um dies zu lernen,  ist die Schule nicht der geeignete Ort, da sie hier kaum Situationen vorfinden,  wo eine „so wichtige, hirngerechte und sinnvolle Arbeit“ wie es das Spiel möglich ist. „Denn im spielerischen Umgang mit Problemen… schaffen sie >die Kinder< sich ihre Übungsplätze…, finden sie andere Kinder, mit denen sie sich verbunden fühlen, mit denen sie Konflikte zu lösen lernen und mit denen sie gemeinsam an Aufgaben arbeiten und Werke schaffen, die größer sind als das, was jeder und jede für sich alleine zu bewältigen imstande wäre.“ (S.160)

Für diese Art des Lernens braucht es aber eine bestimmte Herausforderung, die weder zur Über- noch zur Unterforderung  führt. Denn im ersten Fall führt es zu Angstzuständen und im zweiten Fall zu Unlust und Langeweile. Beide Gefühle hemmen oder hindern das Erlernen von Neuem und wirft das Kind sogar auf sehr früh entwickelte, einfache Verhaltensmuster zurück. „Was für ein Kind entweder zu wenig Herausforderung oder übermäßige Belastung bedeutet, kann niemand anders entscheiden als das Kind selbst, ...“ (S.162)

Deshalb meint Hüther kann man die Weiterentwicklung eines Kindes nur fördern, „ in dem man einen Raum schafft, in dem es vielfältige interessante Angebote gibt, und das Kind selbst entscheiden lässt, welches dieser Angebote es aufgreifen will.“

Auf die Situation in der Schule übertragen, bestätigt sich mir das reformpädagogische Modell für die Schule als eine gute Möglichkeit  zur Potentialentfaltung des Kindes. Es findet in der vorbereitet Lernumgebung  interessante vielfältige Angebote, es hat die Möglichkeit der freien Wahl sei es des Inhaltes, wie auch des Lernpartners oder der Lerngruppe im Rahmen der freien Arbeit.

Häufig konnte ich bereits feststellen, wie Kinder aus schulischen Themen ihr eigenes Spiel entwickelten, welches in verschiedenen Formen, zB. als Theaterstück  dargeboten wurde. Auch die jahrgangsgemischte Gruppe bietet vielfältige Lösungsmöglichkeiten, da  die verschiedenen Entwicklungsstufen der Kinder auch unterschiedliche Sichtweisen zulassen. So können Kinder in dieser Lernumgebung die vielen unterschiedlichen  Gestaltungsangebote auch kreativ nutzen und dabei ihre eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten erkennen und weiterentwickeln.

Die Lektüre dieses Buches hat mich sehr bereichert und meine Auffassung von Lernen, die ich in meinem Unterricht umzusetzen versuche, in einer wissenschaftlich fundierten Form bestätigt.

Abschließend wünsche ich mir, so wie Professor Hüther einen gemeinsamen Schulgeist, der uns Lehrerinnen und Schülerinnen hilft, das zu leisten, wozu Schule da ist, nämlich „die Potentiale der Kinder optimal zu entfalten, sie einlädt, ermutigt und inspiriert, sich all das Wissen anzueignen, das sie später im Leben brauchen“.

Wer mehr über Herrn Hüther erfahren möchte, schaue auf www.gerald-huether.de ;einige Videos von ihm über seine Äußerungen zur Schule findet man www.offener-unterricht.net . Da gibt es auch interessante Infos zum offenen Unterricht von Falko Peschel.

 

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