Leistungserziehung oder:
alle Kinder stärken
Leistungsmotivation
und Schule
Leistung
und Leistungsmotivation
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H. Bartnitzky
bemängelt, dass die Diskussion über Leistung und Leistungsbeurteilung
bisher weitgehend von den Bedürfnissen der LehrerInnen und der Eltern
bestimmt wurde, nicht aber von denen der Kinder. "Sie ist über die Leistungen
der Kinder, nicht aber mit ihnen geführt worden." Dabei spielt die Selbsteinschätzung
des Kindes für sein Lernen und Leisten eine wenigstens genauso wichtige
Rolle wie seine Einschätzung durch LehrerIn (und Eltern) - Informationen
zu seinen Leistungen werden für das Kind
"immer erst im
Kontext seiner subjektiven Verarbeitung für seine Lernaktivität wirksam.
Selbstreflexion und Selbstbewertung sind dabei gleichzeitig entwicklungsfördernd
und leistungssteigernd. Deshalb ist es mindestens ebenso sinnvoll,
hierzu verbesserte Methoden zu erarbeiten ... wie zur Leistungsbewertung
durch LehrerInnen"
(Bartnitzky, in: Bartnitzky/Portmann, 1992, S. 48) |
Kinder
bringen auch beim Thema Schulleistung ihre eigene Sichtweise ein, die
sich z. T. erheblich von derjenigen der Erwachsenen unterscheidet. Unterrichtsgespräche,
die G. Faust-Siehl zum Thema "Zeugnisse" in Schulklassen führte, bestätigen,
dass Kinder noch in Klasse 4 schulische Leistungen vor allem auf die Anstrengung
im Unterricht zurückführen und sie nicht auf dem Hintergrund stabiler
Fähigkeiten interpretieren. Erst im Laufe der Grundschulzeit bildet sich,
so das Fazit aus Untersuchungen von Heckhausen u.a. , ein Tüchtigkeitsbegriff
heraus, bei dem Fähigkeit und Anstrengung unterschieden werden.
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" Offenbar lassen
es die kognitiven Voraussetzungen auch am Ende der Grundschulzeit
noch nicht zu, dass eine realistische Selbsteinschätzung im Sinne
eigener Schwächen und Stärken ... ausgebildet wird. Ebenso stehen
differenzierte Verarbeitungsmöglichkeiten, die einen Misserfolg konstruktiv
wenden könnten, nicht zu Gebote... Rückmeldungen über Erfolg und Misserfolg
müssten daher unbedingt so geschehen, dass sie vom Kind produktiv
auf ein sich entwickelndes Selbstbild bezogen werden können... In
den bislang verfügbaren empirischen Untersuchungen finden sich keine
Anhaltspunkte, die für die heute übliche Einführung von Zeugnisnoten
am Ende des zweiten Schuljahres ... sprächen. Einen wesentlichen Einschnitt
bildet erst der Erwerb des Fähigkeitskonzepts. Ein überdauerndes Fähigkeitskonzept
steht vor der Sekundarstufe jedoch nicht zur Verfügung. Es kann erst
bei 13jährigen als gesichert vorausgesetzt werden... (Diese Ergebnisse)
machen deutlich, dass die Grundschüler heute zu einem Zeitpunkt mit
der Notengebung konfrontiert werden, zu dem sie noch nicht über angemessenen
Verarbeitungsstrategien verfügen. Unabhängig von der Frage nach dem
richtigen Zeitpunkt für den Beginn der Notengebung liegt eine wichtige
pädagogische Aufgabe darin, den Schülern Gelegenheit zu geben, ihre
Sichtweisen zu artikulieren und im Gespräch weiterzuentwickeln"
(G. Faust-Siehl, in: Bartnitzky/Portmann, 1992, S. 58-59). |
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