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Planet Mind

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Steht die moderne Genetik unmittelbar vor einem Paradigmenwechsel?

Genetischer Reduktionismus contra Netzwerk-Paradigma?

" Nun wollen uns gewisse Damen und Herren aus der Politik, Wissenschaft, Medizin, Biologie weissmachen, das die Entschlüsselung des menschlichen Erbguts ein entscheidender Durchbruch in der Medizin ist. Weit gefehlt, war die Entschlüsselung des Erbguts doch eine reine Fleisssache, ohne Hilfe von Computern undenkbar. Die nötige Technologie kennt man schon seit anfangs der 80er Jahren.

Nur mit Hilfe dieses genetischen Reduktionismus, (d.h. das Reduzieren des Menschen auf die Abfolge der DNS), der systematisch das sehr komplexe Wechselspiel zwischen verschiedenen Genen (springende oder vagabundierende Gene), Stoffwechselprozesse und Umwelteinflüsse ausblendet, kann sich die Humangenetik als (sozial-) medizinische Wissenschaft etablieren."
"..... Dieser gentechnologische Biologismus, seine bekannten, möglichen und noch ungeahnten Analysen, Erkenntnisse und Manipulationen des menschlichen Genoms, machen die globale Genom-Forschung zu einem unumkehrbaren biologisch-ethischen Politikum."

von Joerg Frischknecht

 

Die von Joerg Frischknecht vorgebrachte Kritik an der modernen Genetik ist harter Tobak!

Eine Kernfrage ist die, ob dieser genetische Reduktionismus in eine neue ethische, wenn nicht sogar rassistische Grundsatzdiskussion führt!!

 

 

Kann sich die Humangenetik als (sozial-)medizinische Wissenschaft nur mit Hilfe eines »genetischen Reduktionismus«, (d.h. das Reduzieren des Menschen auf die Abfolge der DNS) etablieren?


Das im Jahr 1990 von Spitzengenetikern gestartete Human Genome Project wurde von der US-Regierung mit drei Milliarden Dollar unterstützt. Damit war sichergestellt, dass die Ergebnisse der gesamten Menschheit dienen würden und nicht Eigentum von privaten Gentechnologie-Unternehmen werden könnten. In Wirklichkeit startete eine private Gruppe von Genetikern unter dem Namen Celera Genomics mit Hilfe astronomischer Beträge an Risikokapital ein Konkurrenzprojekt. Ihre Intention war ebenfalls die komplette Sequenzierung bzw. Kartierung der menschlichen DNS mit dem Ziel, sich die Rechte auf das gesamte Erbgut des Menschen patentieren zu lassen. Und dieses private Projekt überholte alsbald die öffentliche Gruppe. Die Szenarien des Zieleinlaufs beider konkurrierender Gruppen gleichen einem Thriller aus Hollywood. Die öffentliche Gruppe kam zum Sieg. Fritjof Capra dazu: „[…] Vier Wochen später, nachdem er [James Kent, ein junger Genetiker und Programmierer] Tag und Nacht gearbeitet und seine Handgelenke immer wieder mit Eis gekühlt hatte, während er wie ein wilder schrieb, hatte James Kent 10000 Zeilen Code eingegeben und die erste Montage des menschlichen Genoms abgeschlossen.“

Das öffentliche Projekt kam drei Tage vor dem privaten ins Ziel. Ein Glück für die Menschheit, die einem unscheinbaren Helden dankt, der das entscheidende Computerprogramm geschrieben hatte und in mehrwöchiger Arbeit rund um die Uhr und unter permanenter ärztlicher Betreuung eine Meisterleistung vollbrachte.

Zweifelsohne hat die Menschheit mittels des Reduktionismus große Fortschritte erzielt. Es waren aber gerade die Ergebnisse eines linearen Reduktionismus, die in der Physik und in der Biologie dessen eigene Grenzen aufgezeigt haben. So wurde den Genetikern erst nach der Aufklärung des gesamten menschlichen Genoms im Jahre 2000 klar,

wie tief die Kluft zwischen der Kenntnis der genauen Sequenz der Gene auf der DNS und dem Wissen über deren biologischer Bedeutung ist.

Die Ergebnisse verweisen eher darauf, dass die DNS nicht einfach nur Gene enthält, die zu Proteinen führen, die dann den Organismus ausmachen, sondern eher und sehr wahrscheinlich ein wunderbares Netzwerk organisieren, das den Gesamtorganismus steuert. Es ist der Abschied von der Idee der DNS als reinem Programm, hin zur These der Emergenz.

Emergenz ist die Erscheinung, „[…] dass sich die Eigenschaften des Ganzen nicht […] aus einer auch noch so vollständigen Kenntnis der Bestandteile, einzeln genommen oder in Teilkombinationen, ableiten lassen.“Sie betont das kollektive und systemische gegenüber dem Verhalten der einzelnen Teile. Lebewesen funktionieren nicht nach einem linearen Programm sondern nach dem Muster eines komplexen, dynamischen und emergenten Netzwerkes.

 

Du hast auf deinem bisherigen Bildungsweg einiges über Genetik gelernt. Für das Verständnis dieser Zusammenhänge sollst du einige Inhalte "auffrischen" . Dazu bekommst du hier einige Stichwörter: DNS, Gen, Basensequenz, Chromosomen, Genprodukt, Erbkrankheiten, springende Gene, Introns, Protein-Biosynthese.

 

Zunächst geht es um die Frage: Was ist der genetische Reduktionismus? Recherchiere weiter!

  • Fritjof Capra: Verborgene Zusammenhänge. Vernetzt denken und handeln - in Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft . 384 S., Scherz Verlag 2002.
  • Günther Altner: Naturvergessenheit. Grundlagen einer umfassenden Bioethik. 320 S., Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1991.
  • Eugen Drewermann: Der tödliche Fortschritt. 407 S. Verlag Friedrich Pustet 1990.
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