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Über mehrere Jahrhunderte war unser Weltbild ein mechanistisches, beherrscht von der Grundidee des grenzenlos Machbaren. Doch die Folgen unseres unbedachten Umgangs mit der Natur sind nicht zu übersehen. Die Verschlechterung unserer natürlichen Umwelt findet ihre Parallelen in einer entsprechenden Zunahme der Gesundheitsprobleme des einzelnen. Dazu kommen die zunehmende Inflation, massive Arbeitslosigkeit sowie eine übermäßig schlechte Verteilung von Einkommen und Wohlstand. Die Globalisierung - so weitergeführt - könnte sich immer stärker als Umverteilung der Reichtümer der Erde von Arm zu Reich manifestieren. Die spürbare Unzufriedenheit innerhalb der Bevölkerung wird noch durch die Erkenntnis verschlimmert, dass Energie und Bodenschätze schneller erschöpft werden. Und bereits ein Nullwachstum in der Wirtschaft führt zu globalen humanitären Katastrophen.
Die Beiträge der Physik zum Verständnis des Lebens im 20. Jahrhundert waren außerordentlich fruchtbar. Ergänzt von der Bewusstseins- und Kognitionsforschung, der Biologie, der Mathematik der Komplexität, der Molekularbiologie und Genetik, der Soziologie und auch der Philosophie führen sie hin zu einem neuen Weltbild der Menschheit. Dessen Umrisse zeichnen sich bereits am Horizont ab. Erstmals wird ein klareres Muster über die Natur, und im Besonderen über die Natur des Lebens erkennbar. Dieses hat netzartige Strukturen, gehorcht nicht nur den Gesetzen der Kausalität und Linearität und verbindet Physik, Biologie, Medizin, Psychologie, Philosophie und Ökonomie zu einem neuen wissenschaftlichen Denkgebäude. Und es zwingt uns in eine der größten Transformationen der Menschheitsgeschichte.
Der neue Ansatz impliziert weit reichende Konsequenzen auf die Art und Weise unsere Wirklichkeit zu interpretieren. Er hätte enorme Auswirkungen auf die Gestaltung unseres Lebens und auf die Organisation der gesellschaftlichen, ökonomischen und ökologischen Praxis der menschlichen Zivilisation. Er zwingt uns zudem eine neue Sichtweise auf über das Organisationsmuster, dem unser Planet selbst unterliegt. Die regulativen Vorgänge zur Ausbildung der heutigen Erdatmosphäre, die gesamte Klimaregulation, die geologischen Kreisläufe zwischen dem Erdinnern und der Erdoberfläche zeigen ähnliche intelligente Muster auf wie Lebewesen. Solche Muster garantieren mit den daraus resultierenden prozesshaften Vorgängen die Erhaltung des Planeten. Der britische Wissenschaftler und Mitarbeiter der NASA James Lovelock prägte dazu – inspiriert durch seine Untersuchungsergebnisse zu möglichen Lebensformen auf dem Mars - die Metapher von der Erde als Lebewesen und nannte unseren Planeten Gaia. ( In der Prägung des Ausdruckes Gaia wurde Lovelock durch den Literaturnobelpreisträger William Golding inspiriert, mit dem er eine zeitlang im selben Haus gewohnt hatte. Gaia war bei den Griechen die Göttin der Erde). Gaia steht für einen Planeten, der wie ein Lebewesen der Dynamik der Selbstregulation unterliegt.