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und auf den Foren
Wie
unterscheiden sich Hypermedien von Multimedien? Und was an diesem Unterschied
ist für die Qualität des Lernens wesentlich?
Wie
unterscheiden sich Hypermedien von hypermedialen Lern- und Arbeitsumgebungen?
Und was an diesem Unterschied ist für die Qualität des Lernens
wesentlich?
Clifford
Stoll formuliert in seinem neuen Buch Log out: "Skinner hat Geräte
entwickelt, die dem Schüler Fragen stellen. Richtige Antworten führen
zu einer neuen Erklärung und wieder neuen Fragen. Falsche Antworten
führen zu einer Erklärung und wieder zu neuen Fragen. ... Die
Methode Skinners ist förmlich auf Programme zugeschnitten, wie sie
heutzutage auf Computern laufen. Schüler und Studenten hacken auf
ihren Tastaturen, um Lawinen aus aufgedonnerten Tönen und Animationen
über sich ergehen zu lassen. ..."
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Hypermedien
enthalten hyper(textuell-multi)medial gestaltete Informationsdarstellungen
zu einem Thema oder Wissensbereich. Im Kontext des Themas sind reale und
authentische Probleme aufbereitet. Das bedeutet: die Informationsbausteine
sind (a) multimedial gestaltet und (b) vielfach miteinander vernetzt.
(a)
Jedes Hypermedium enthält eine themenorientierte, multimediale
Wissens- oder Informationsdarstellung. In ihr gibt es hervorgehobene,
zentrale Verteilerdokumente (Beispiele aus diesem Medium: se200.htm,
se400.htm; se300.htm;
se600.htm etc.). Sie geben den lesenden Menschen
für die Selbstorganisation ihres Lernens, für die Konstruktion
ihres subjektiven Wissens einen inhaltlichen Überblick über
einen kleineren Teilbereich des Themas u.a. in Form von Begriffen, Ausdrücken,
Grafikelementen, Hintergrundbildern und auch mit Tönen.

(b)
Gewissermaßen oberhalb der themenorientierten Informationsdarstellung
liegen die Meta-Dokumente (auch sitemaps genannt). Sie sind
in Meta-Ebenen organisiert. Auf der obersten Ebene bieten sie zunächst
einen groben und dann auf den tieferen Ebenen einen immer detallierteren
Struktur-Überblick über das Thema. Diese Vernetzungen
(die hypertextuellen Aufbereitungen) können von einfachen lexikalischen
Verweisen bis hin zu strukturellen Aufbereitungen von fachlichen, normativen
und argumentativen Zusammenhängen der gesamten Information reichen.
Alle Dokumenten
aus der themenorientierten Informationsdarstellung sind direkt mit der
untersten Metaebene verbunden. Und umgekehrt kann man von den untersten
Metadokumenten zu jedem Dokument der Wissensbasis "klicken". Auf diese
Weise bieten die Metadokumente eine helfende und orientierende Topologie
(Struktur) oder anders formuliert, eine kognitive Landkarte zur Selbstorganisation
des Lernens, zur Konstruktion eines individuellen Wissensnetzes.

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Die
entscheidende Frage lautet: Wie unterscheiden sich beispielhafte
Neue Medien von Lernprogrammen?
In
letzter Zeit ist festzustellen, dass die amerikanische Pädagogik
wieder Abstand nimmt vom Prinzip des konstruktiven Lernens. Ist dies
vielleicht der Grund für die "Blindheit" von Clifford
Stoll?
Hier
wird auch noch einmal, wie zuvor bei den hypermedialen Lern- und Arbeitsumgebungen,
die Meinung von Joseph
Weizenbaum wiedergegeben:
"Der
Computer in der Schule ist eine Frage der Priorität. Ich frage:
Beherrschen 18jährige in diesem Land ihre Muttersprache, wissen
sie viel von ihrer Geschichte, ihrer Kultur, ihrer Literatur? Können
sie denken? Wenn die Schule diese Dinge vermittelt hat, wäre ich
damit einverstanden, daß der Computer eingeführt wird."
Gegenfragen:
Ist der Einsatz Neuer Medien in einer zukunftorientierten und zukunftsoffenen
Schule noch ein Frage der Priorität oder von Not - Wendigkeit?
Muss man zunächst auf Vorrat lernen, oder
lernt man nicht gerade bei der Lösung von Problemen nebenbei auch
noch Schreiben, auch noch viel von Geschichte und Kultur?
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Die
lerntheoretische Bedeutung von Hypermedien
Da jedes
Hypermedium ein Multimedium ist, gilt das zum Lernen unter Multimedien
Gesagte hier auch. Darüber hinaus unterstützen die Verteilerdokumente
die Selbstorganisation des Lernens und damit auch die Konstruktion subjektiven
Wissens. Die Metadokumente (sitemaps) in den Metaebenen bieten für
die eigenaktiven Lernprozesse eine semantische
Topologie oder eine kognitive Landkarte.

Es besteht
die Hoffnung, dass mit Unterstützung dieser Medien auch das Üben
erfolgreicher wird und zu einem längerfristigen Behalten führt,
damit das Geübte produktiv werden kann. Grundsätzlich müssen
die Medien (learning environments) für individuelles Üben so
gestaltet sein, dass
- die Aktionen
immer vom Lernenden ausgehen, also eigenaktiv-konstruktiv sind und
dafür auch Selbstverantwortung übernommen werden kann,
- ein wiederholtes
Lernen (derselben Sache) immer wieder in anderen komplexen Sinn- und
Sachzusammenhängen ermöglicht wird, also nicht instruktiv-isoliert
und in kleine Häppchen zerlegt erfolgt und
- ein "Sprechen
mit sich selbst" angeregt und gefördert wird, also kommunikativ
und nicht bimsend ist.
Aber
auch solche beispielhaften Lernmedien bewirken nichts von selbst, auch
sie sind keine Nürnberger Trichter.
Heutige
Angebote von Hypermedien auf dem Markt
Hypermedien
werden als Erlebnis-, Simulations-, Experimentier-, Modellier- und
Explorationsumgebungen auf CD-ROM, DVD oder in Bildungsservern zum
Lernen angeboten. In ihnen sind u.a. Geschichten, historische Abläufe,
reale Probleme, Verhalten von Lebewesen, Funktionen von technischen Systemen
oder zufallsbedingte Abläufe und dynamische Prozesse aus Natur oder
Gesellschaft als fiktive Mikrowelten oder als Modelle der Wirklichkeit
hyper(text-multi)medial aufbereitet.
Jede
hypermediale Lern- und Arbeitsumgebung enthält
eine Infothek. Diese ist ein Hypermedium. Zum Beispiel die Infothek dieser
Lern- und Arbeitsumgebung.
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